Twelve Minutes Test: Fesselnde Geschichte mit enttäuschendem Ende

Twelve Minutes Test: Fesselnde Geschichte mit enttäuschendem Ende

Seit der Ankündigung von Twelve Minutes vor einigen Monaten waren wir total heiß darauf, das Point-and-Click-Adventure auszuprobieren und der mysteriösen Story auf den Grund zu gehen. Jetzt hatten wir endlich unsere Hände im Spiel und können sagen: Klasse Story! Aber leider hat uns das Finale ziemlich enttäuscht. Die Gründe erfährst du in unserem Twelve Minutes Test.

Schon der Trailer war beeindruckend: Düstere Atmosphäre, erstklassige Schauspieler-Stimmen und eine Story, die viel Spannung und Wow-Effekte versprach. Einiges davon haben wir in unserem Twelve Minutes Test tatsächlich bestätigen können, an anderer Stelle hat der Titel allerdings noch Nachholbedarf. Aber erst einmal von vorne:

Worum geht es eigentlich in Twelve Minutes?

Wir verkörpern in Twelve Minutes einen Mann, der von der Arbeit nach Hause kommt und einen schönen Abend mit seiner Frau verbringen möchte. Sie hat ein Dessert vorbereitet, das Licht gedimmt und möchte uns eigentlich eine besondere Nachricht mitteilen. Leider verläuft der Plan anders, als gehofft, denn anstelle eines ungestörten Candle-Light-Dinners, erleben wir, wie ein wütender Polizist in unsere Wohnung platzt und unsere Frau des Mordes an ihrem Vater beschuldigt. Die Dinge eskalieren und kurz darauf stehen wir wieder vor unserer Wohnungstür und stellen fest: Wir befinden uns in einer rund 10-minütigen Zeitschleife und wollen unbedingt herausfinden, was es mit den Anschuldigungen auf sich hat.

Twelve Minutes Test Screenshot 06
Noch wissen wir nicht, was auf uns zukommt.

In erster Linie ist Twelve Minutes ein Point-and-Click-Adventure und fühlt sich auch genauso an. Wir sacken alle Gegenstände ein, die nicht niet- und nagelfest sind, kombinieren sie miteinander oder mit anderen Objekten im Raum und versuchen teilweise abstruse Experimente, um Geheimnisse aufzudecken. Das alles tun wir lediglich mit der Maus und per Drag and Drop.

Aller Anfang ist… unkreativ

In unserem Twelve Minutes Test haben wir keine Zeit mit einem Tutorial verschwendet – ging auch gar nicht. Das Adventure wirft uns direkt hinein in die Story und lässt uns von Anfang an alleine erkunden. Lediglich ein Hinweis taucht auf, der uns über die Steuerung aufklärt – and that’s it. Keine Vorschläge, was wir tun sollten, keine Handlungsempfehlungen, nichts. Zum Start ist das ziemlich überfordernd, denn wir haben trotz Trailer keine Ahnung, worauf das wohl hinausläuft. Also erkunden wir einfach wild und führen Gespräche mit unserer Frau.

Twelve Minutes Test Screenshot 02
Ups, wir haben unsere Twelve-Minutes-Frau verärgert...

Erst nach und nach stellt sich eine gewisse Kreativität im Umgang mit Aktionen ein, was auch prompt belohnt wird. Das macht Spaß und spricht ohne Zweifel für Twelve Minutes, denn was gibt es schöneres, als eigenständig auf verrückte Ideen zu kommen, die dann auch noch funktionieren? Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto erfinderischer werden wir, was auf der Meta-Ebene gut zum Charakter passt, den wir verkörpern. Denn auch er muss erst einmal den Zeitschleifen-Dreh rausbekommen.

Twelve Minutes Test – „jaja, ich weiß, du hast Dessert gemacht!“

Natürlich bringt ein solches Zeitschleifen-Abenteuer allein wegen der Idee ein Problem mit sich: Einige Aktionen müssen wir gezwungenermaßen mehr als einmal wiederholen, schließlich können wir keinen Spiel-Zustand speichern oder Gegenstände aus vorherigen Loops behalten. Am Anfang ist das noch ganz lustig, nach einer Weile fängt das jedoch an zu nerven und frustriert. In vielen Situationen während unseres Twelve Minutes Tests führen wir Aktionen nur aus, um minimale Änderungen vorzunehmen und zu sehen, ob sie funktionieren. So haben wir das Spiel hin und wieder unterbrochen, einfach weil wir nicht schon wieder von vorne anfangen wollten.

Twelve Minutes Test Screenshot 05
Zwei Zimmer und ein Bad - reicht doch.

Trotzdem ist das Spielkonzept innovativ und übt auf uns einen gewissen Reiz aus, so dass wir doch immer wieder zurückgekehrt sind, um den nächsten Loop fortzusetzen. Ganz losgelassen hat uns Twelve Minutes nämlich auch dann nicht, wenn wir gar nicht gespielt haben. Im Kopf sind wir immer wieder die Story durchgegangen, um andere Lösungswege zu ergründen.

Eine kleine Randnotiz: Auch unser Charakter ist genervt von den ständigen Wiederholungen. So sagt er nach den ersten beiden Zeitschleifen zu seiner Frau, die ihm wie immer freudestrahlend vom Nachtisch erzählt: „jaja, ich weiß, du hast Dessert gemacht!“.

Starker Soundtrack und erstklassige Stimmen

Obwohl es im Grunde nur drei Stimmen im Spiel gibt (von kleineren Nebenfiguren mal abgesehen), fesselt das Voice-Acting unfassbar! James McAvoy (Mann), Daisy Ridley (seine Frau) und Willem Dafoe (Polizist) machen einen erstklassigen Job und sorgen für die richtige Atmosphäre. Und das, obwohl die Gesichter der Figuren nie sichtbar werden, denn Twelve Minutes zeigt sich ausschließlich aus der Top-Down-Perspektive.

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Die mysteriöse Uhr, die uns immer wieder zurück befördert.

Passend zum Thriller-Gefühl ist auch der Soundtrack gewählt. Die Musik untermalt die spannenden Geschehnisse und treibt uns in so mancher Situation eine Gänsehaut ein. So lässt sich beispielsweise an der Musik erkennen, ob sich die nächste Zeitschleife bald dem Ende neigt und treibt unseren Puls in die Höhe.

Grafik und Gameplay: Professionelle Grafiken sind gar nicht nötig

Wer die Optik von Twelve Minutes sieht, ohne das Indiegame gespielt zu haben, wird sich möglicherweise täuschen lassen. Die Grafiken könnten schicker sein und wirken teilweise wie aus den 90ern (Schau mal durch das Guckloch an der Wohnungstür). Gesagt werden muss allerdings auch, dass hochpolierte Bilder und Effekte gar nicht notwendig sind. Das Spiel besticht nicht durch seine Optik, sondern durch die Story, die bis zur letzten Minute wirklich spannend und fesselnd ist und uns schon ab der ersten Minute genau da abholt.

Twelve Minutes Test Screenshot 01
Ist das wirklich passiert?!

Das Gameplay ist denkbar leicht und auch Gelegenheitsspielende dürften auf ihre Kosten kommen. Es gibt zwar ein Zeitlimit, wie viele Loops du jedoch absolvierst, spielt im Grunde genommen keine Rolle. Es gibt (leider) keine Statistik, die anzeigt, wie häufig wir von vorne beginnen mussten. Die Steuerung ist unkompliziert und die Story leicht zu verstehen, trotz diverser Verstrickungen. Die meisten Handlungswege sind nachvollziehbar, logisch und realistisch – wenn wir von der Zeitschleifen-Thematik absehen. Aber:

Fazit zum Twelve Minutes Test

So viel Spaß uns der Twelve Minutes Test gemacht hat, am Ende müssen wir trotzdem noch betonen: Das Finale des Spiels hat uns enttäuscht. Die Geschichte ist bis zur letzten Sequenz spannend, doch die Entscheidung, die am Ende zu den Credits führt, ist vorhersehbar und, um das sehr platt zu sagen, schlicht lame. Wir hätten uns an dieser Stelle wirklich etwas mehr Tiefe gewünscht.

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Sah der Flur nicht vorher anders aus?

Rund fünf Stunden hat das Spielvergnügen gedauert – mit einem besseren und passenderen Ende hätte sich die Zeit sicherlich noch etwas nach oben korrigieren lassen und uns noch länger an den PC gefesselt. Alles in allem hat Twelve Minutes jedoch Spaß gemacht und uns gedanklich lange beschäftigt. Für einen Preis von rund 20 Euro lohnt sich der Blick ins Spiel allemal. Wer nichts riskieren möchte, kann den interaktiven Thriller zurzeit außerdem im Xbox Game Pass ausprobieren.

Außerdem gefallen haben uns die Easter Eggs, die an vielen Ecken versteckt sind, so hat beispielsweise der Teppich im Hausflur vor der Wohnung dasselbe Muster wie im Film The Shining. Außerdem solltest du dir hin und wieder die Gemälde an der Wand ansehen – die verändern sich nämlich in vielen Situationen.

Hast du noch andere Easter Eggs entdeckt oder hast Twelve Minutes auch bereits gespielt? Lass uns in den Kommentaren wissen, was dir gefallen hat und wo du Verbesserungspotenzial siehst!

Unsere Wertung
  • Gameplay
  • Grafik
  • Sound
  • Story
  • Umfang
  • Spielspaß
3.7

Ariane Wilke

Ariane hat schon für verschiedene Technik- und Spiele-Magazine getextet. Sie liebt Indiegames quer durch alle Genres - besonders ausgefallene und künstlerische Spiele sind ihr Ding. Erreichbar ist sie unter a.wilke@we-love-indiegames.de

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