To the Moon Test: Eine emotionale Reise durch die Vergangenheit
Inhaltsverzeichnis
Das Adventure To the Moon hat schon einige Jahre auf dem Buckel, dennoch wollten wir uns das Semi-Pixel-Spiel einmal genauer ansehen. So viel können wir bereits vorab verraten: Trocken sind die Augen nicht geblieben.
Huch, wo sind wir denn hier gelandet?
Gleich zu Anfang von To the Moon werden wir in die Krankengeschichte von “Johnny” hineingeworfen, der auf dem Sterbebett liegt und einen letzten Wunsch äußert: Er möchte zum Mond. Warum, weiß er selbst nicht. Als Teil einer Firma, die sich um letzte Wünsche kümmert, ergründen wir Johnnys Vergangenheit und gehen seiner Sehnsucht nach. Es folgen Geheimnisse über Leuchttürme, Origami-Hasen und eingelegte Oliven. Alles wirkt irgendwie skurril und ist mit einer guten Portion Humor versetzt, der jedoch nicht über die eigentlich sehr tragische und emotionale Geschichte hinwegtäuschen kann - doch dazu später mehr.
Interaktiver Film, der bewegt
So richtiges Gameplay gibt es bei To the Moon eigentlich nicht. Wir transportieren mal hier, mal da einen Gegenstand, sammeln Notizen ein oder sprechen NPCs an. Die Steuerung kommt weitestgehend mit einem einzigen Knopf aus. Im Grunde ist das Adventure eher eine Art interaktiver Film. Irgendwie schade - dachten wir zuerst. Doch dann hat uns die Geschichte derart in den Bann gezogen, dass fehlendes Gameplay (wenn man es denn so nennen mag) schnell keine Rolle mehr spielte.
Die Story-Häppchen sind kurz, aber prägnant und reichen völlig aus, um die Dramatik der Geschichte zu verstehen. Gut gefällt uns der Erzählstil, der sich aus mal ernsten und mal lustigen Dialogen sowie haufenweise Seitenhieben auf andere Spiele, Serien und Filme speist. Darüber hinaus finden die Ereignisse in umgekehrter chronologischer Reihenfolge statt. Wir erfahren also zuerst, wie es dem alten Johnny geht, bevor wir Einblicke in seine Jugendzeit und Kindheit erhalten. Das weckt in uns sofort den Drang, weiterspielen und mehr erfahren zu wollen.
To the Moon: Minispiele lockern das Geschehen auf
Viel Zeit des Spiels verbringen wir damit, sogenannte “Mementos” zu finden. Dabei handelt es sich um Erinnerungsstücke aus Johnnys Leben. Während wir das tun, erfahren wir immer mehr über ihn und seinen letzten Wunsch. Jede Station in Johnnys Vergangenheit beherbergt fünf solcher Bruchstücke. Sobald wir alle beisammen haben, folgt ein kurzes Minispiel in Form eines Bilderrätsels. Anfangs hat uns das etwas rausgebracht, zur Auflockerung für Zwischendurch hat es uns dann am Ende aber gut gefallen. Die Unterscheidung zwischen einer idealen Anzahl von Zügen und den tatsächlichen Versuchen liefert außerdem den Anreiz, etwas länger über das Rätsel nachzudenken. Aber auch, wer darauf keine Lust hat, kann das Bild schnell vervollständigen.
An einer Stelle im Spiel gibt es darüber hinaus ein “Hau den Lukas”-Pendant, das uns auch großen Spaß gemacht hat, wenn es auch nicht sonderlich schwer war. Für zwei, drei Runden reichte die Motivation allerdings aus.
Soundtrack: Am Anfang schön, am Ende herzzerreißend
Die Musik von To the Moon ist minimalistisch. Vielerorts hören wir dieselben Klänge und auch auf ein wiederkehrendes Motiv wird nicht verzichtet. Das tut dem Spiel aber keinen Abbruch - im Gegenteil. Was als angenehme, im Kopf bleibende Musik beginnt, wird im Verlauf des Spiels zur Untermalung einer emotionalen Achterbahnfahrt und bleibt doch als traurig-fröhliche Melodie in Erinnerung. Daumen hoch für Kan Gao, der den Soundtrack komponiert und damit ein Werk geschaffen hat, das sich perfekt in die Welt des Spiels einfügt und die Stimmung einfängt wie kaum eine andere Spiel-Musik.
To the Moon ist kurzweilig und viel zu schnell vorbei
Wir haben das Adventure in wenigen Stunden durchgespielt und empfehlen für das beste Spielerlebnis: Schließe die Türen, schalte dein Handy aus, schnapp dir Kopfhörer und nimm dir die Zeit, To the Moon in einem Rutsch zu zocken. Dadurch gelingt es der Story, zu berühren.
Das Spiel ist recht kurz und für unseren Geschmack zu schnell vorbei. Wir hätten uns gerne länger in der Welt aufgehalten und mehr über die Charaktere erfahren. Aber die Geschichte ist stimmig und macht genau an der richtigen Stelle einen Cut. Nach dem Epilog folgt noch eine kleine Sequenz, die To the Moon ideal abrundet.
Grafik: Das soll ein Pixel-Spiel sein?
To the Moon hat den Charme eines Pixel-Art-Games, obwohl nur die Figuren wirklich “pixelig” aussehen (dazu sei gesagt: Wir haben die Nintendo-Switch-Version gespielt). Die Grafik erinnert ein wenig an ältere Pokémon-Titel. Täuschen lassen solltest du dich von der Optik allerdings nicht. To the Moon bringt trotzdem deutlich mehr Tiefe mit als so manches fotorealistisches AAA-Spiel. Die simple Grafik lockert einerseits dramatische Sequenzen auf und unterstreicht andererseits die humorvollen Seiten der Geschichte.
Fazit: Kein Spiel für Lesemuffel
Wir haben To the Moon sofort ins Herz geschlossen und freuen uns schon darauf, die beiden Fortsetzungen (Finding Paradise, Impostor Factory) und die dazugehörige Kurzgeschichte (A Bird Story) zu spielen. Du bist bei dem Spiel an der falschen Adresse, wenn du ein Adventure mit actionreichen Kämpfen, einer großen Welt zum Erkunden oder möglichst viel Flexibilität im Gameplay erwartest. Erfreust du dich allerdings an gut erzählten und fesselnden Storys sowie einem prägenden Soundtrack und machst dir nichts daraus, dass es bei To the Moon eher ums Lesen als ums Spielen geht, solltest du es unbedingt ausprobieren! ... und Taschentücher bereitstellen.